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Warum Nachbarschaftsnetzwerke?

Eckpunktepapier zum Modellprojekt Nachbarschaftsnetzwerk Battenberg e.V.:

 

Ältere Menschen verfügen über wertvolle Erfahrungen, die sie durch vielfältiges bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement für die Gemeinschaft einsetzen.


Studien zeigen: Nie zuvor waren ältere Menschen so aktiv und engagiert wie heute. Ob in Vereinen, Verbänden, in den Kirchen, der Politik oder in den Familien, Seniorinnen und Senioren engagieren sich in nahezu allen Bereichen der Gesellschaft und gestalten sie aktiv mit. Nach Untersuchungen wuchs der Anteil der ehrenamtlich engagierten 60 bis 69-Jährigen in den letzten zehn Jahren von 31 auf 37 Prozent und in der Altersgruppe der über 70-Jährigen stieg die Quote um fünf Prozentpunkte auf rund 25 Prozent.

 

Die Untersuchung zeigt ferner, dass das „Engagement der Älteren durch deren zunehmende körperliche und geistige Fitness begünstigt“ werde und sich auch positiv auf das Wohlbefinden der Seniorinnen und Senioren auswirke: „Engagement bedeutet Aktivität, Herausforderung der körperlichen und geistigen Kräfte sowie soziale Integration.“

 

Immer bedeutsamer wird in diesem Zusammenhang das freiwillige Engagement älterer Menschen für das Gemeinwesen und insbesondere auch für die Belange ihrer eigenen Generation. Hilfs- und Unterstützungsleistungen in bedarfsgerechter Form werden immer notwendiger, um Seniorinnen und Senioren ein möglichst langes, unabhängiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

 

Diese Engagementfelder sind wichtige Bausteine von Sozialraum- oder Quartierskonzepten, die zum Ziel haben, das Lebensumfeld älterer Menschen so zu gestalten, dass sie im Alter in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.

 

Vielfältige Erfahrungen haben gezeigt, dass im Rahmen von Senioren- oder Generationenhilfen in großer Zahl ältere Menschen bereit sind, sich freiwillig für andere zu engagieren. Senioren- oder Generationenhilfen bieten dafür einen gut organisierten Rahmen. Oftmals gehen deren Angebote über reine Unterstützungsleistungen hinaus, wodurch auch außerfamiliäre Netze gestärkt werden. Eine zunehmende Verzahnung der Angebote von Senioren- und Generationenhilfen und professionellen Diensten wirkt sich überdies positiv auf die Gesamtversorgungslage aus.

 

Bisher bestehen in den 426 Städten und Gemeinden in Hessen rund 60 bis 80 Senioren- und Generationenhilfen. Systematisch wurden diese im Kreis Offenbach Ende der 90er-Jahre aufgebaut und haben an einigen Orten Mitgliederzahlen von mehr als 1500 Mitgliedern erreicht. Im Landkreis Groß-Gerau wurde durch eine Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung ebenfalls der Aufbau von Senioren- und Generationenhilfen systematisch gefördert, sodass mittlerweile in 11 der 14 kreisangehörigen Kommunen solche Organisationen bestehen. Weitere Seniorenhilfen wurden hessenweit über die Landesehrenamtsagentur angeregt oder haben sich auf eigene Initiative gebildet.


Vor dem Hintergrund eines deutlich ansteigenden Unterstützungsbedarfs älterer Menschen ist ein weiterer Ausbau anzustreben. Es besteht bei entsprechenden Impulsen (Koordination, Anregung und Unterstützung) ein großes Potenzial zur Gründung weiterer Seniorenhilfen, insbesondere im ländlichen Raum. Der Ausbau zu einer nahezu flächendeckenden Struktur ist vor dem Hintergrund der hohen Engagement Bereitschaft älterer Menschen für ihr lokales Umfeld längerfristig realistisch. Die Senioren- und Generationenhilfen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, ältere Menschen zu bürgerschaftlichem Engagement zu aktivieren und motivieren, auf diese Weise zugleich Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft zu lösen, den ländlichen Raum zu fördern, lebensbegleitendes Lernen anzuregen und die Entwicklung von Sozialraum- bzw. Quartierskonzepten zu unterstützen. Sie bieten überdies gute Möglichkeiten, Engagement ferne Zielgruppen zu erreichen und das generationenübergreifende Miteinander zu befördern.

 

Modellprojekt: Einrichtung von Koordinierungsstellen für Seniorenengagement
Im Rahmen eines Modellprojekts soll der Aufbau von Senioren- und Generationenhilfen in den Kommunen initiiert, koordiniert und unterstützt werden. Dies erfolgt durch drei Projektbausteine:

 

Baustein 1.: Landkreis-Koordinierungsstellen.

Einrichtung von Koordinierungsstellen in drei Landkreisen des ländlichen Raums, die von den Auswirkungen des demografischen Wandels in besonderer Weise betroffen sind. Über die Koordinierungsstellen kann die Gründung von Senioren- und Generationenhilfen in möglichst allen Kommunen der Kreise angeregt werden. Bestehende Angebote der Ehrenamtsförderung wie Engagement-Lotsen sollen einbezogen werden.

 

Baustein 2.: Freiwilligenagenturen als Koordinierungsstellen.

Schwerpunktsetzung von bestehenden Freiwilligenagenturen (unter Einbezug von Engagement-Lotsen und anderen Angeboten der Ehrenamtsförderung) auf die Gründung von Senioren- und Generationenhilfen in ihrem lokalen Zuständigkeitsgebiet. (Förderung über die hessische Ehrenamtskampagne). Die Koordinierungsstellen arbeiten für einen festen Zeitraum (Impulsphase, ca. zwei Jahre) mit hoher Kapazität. In dieser Phase erfolgt der aktive Aufbau von Senioren- und Generationenhilfen in den Kommunen. Danach kann die Kapazität deutlich gesenkt und in eine Begleitphase übergeleitet werden.

 

Qualifizierung und Begleitung
Alle Koordinierungsstellen erhalten Unterstützung und Begleitung durch die Hessische Staatskanzlei, das Hessische Sozialministerium und die Landes-Ehrenamtsagentur. Dies umfasst Workshops zum Einstieg in die Aufgabe und eine fortlaufende Beratung und Qualifizierung. Für die Mitglieder von neu gegründeten Senioren- und Generationenhilfen werden zudem Fortbildungen im Rahmen des Qualifizierungsprogramms für bürgerschaftliches Engagement angeboten. Eine Neuauflage des Handbuchs "Generationenhilfen“  durch die Landesehrenamtsagentur wird als Arbeitshilfe parallel und praxisbegleitend erstellt.


Institutionelle Anbindung und Aufgaben der Koordinierungsstellen
Koordinierungsstellen für Senioren- und Generationenhilfen bilden keine neuen Verwaltungsstrukturen, sondern bauen auf bestehenden Strukturen der Seniorenarbeit oder Ehrenamtsförderung auf. Träger dieser Stellen sind Kreisverwaltungen und Freiwilligenagenturen. Durch die Förderung im Rahmen des Modellprojekts können die entsprechenden Stellen ihr Tätigkeitsgebiet ausweiten und im Sinne einer stärkeren Einbeziehung des Engagement Potentiale älterer Menschen fortentwickeln.


Folgende primäre Zielsetzungen sollen dabei verfolgt werden:

Die Anregung und Begleitung von Senioren- und Generationenhilfen in möglichst allen Kommunen eines Landkreises bzw. im Umkreis der Freiwilligenagenturen: Die Koordinierungsstellen haben die Aufgabe, in den einzelnen Kommunen ehrenamtliches Engagement im Rahmen von Senioren- und Generationenhilfen anzuregen, diese beim Aufbau zu begleiten, ferner Unterstützung durch Beratung und Qualifizierung zu leisten. Nach erfolgter Aufbauphase sind Voraussetzungen für eine weitgehend selbstorganisierte Verstetigung der Tätigkeit der Senioren- und Generationenhilfen zu schaffen.

 

Koordinierung, Abstimmung und Vernetzung von Angeboten:

Die Koordinierungsstellen sorgen für die Vernetzung der Senioren- und Generationenhilfen und anderer Senioren- und Ehrenamtsangebote im Landkreis bzw. im Umkreis der Freiwilligenagenturen (z.B. Engagement-Lotsen, Seniorenbüros, Seniorenbeiräte, Pflegestützpunkte, Familienzentren, Mehrgenerationenhäuser, Angebote der Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbände etc.). Sie helfen dabei, Ressourcen sinnvoll zu bündeln, Parallelstrukturen zu vermeiden und insbesondere eine Verzahnung von angebotenen Hilfen mit ehrenamtlich organisierten Angeboten von und für ältere Menschen herzustellen.

 

Übertragung von Modellprojekten:

Die Koordinierungsstellen beraten die Senioren- und Generationenhilfen in der Gestaltung ihrer Angebote, regen beispielsweise die Übertragung erfolgreicher Modellprojekte an (z.B. Pflegebegleiter, Alltagsbegleiter, Bewegungsstarthelfer, Engagement-Lotsen, Wohnberater, Fahrdienste, Sozialpaten, Bewegungsparcours etc.) und vermitteln den Erfahrungsaustausch.